Brot und Solidarität als Antidot gegen Hunger und Angst
Seit Beginn des Angriffs Russlands auf die Ukraine werden in dem Krieg lebenswichtige Versorgungsstrukturen zerstört. In vielen Regionen des Landes fehlt es den Menschen an Lebensmitteln. Bereits Anfang März hatte Martin Frick, Direktor des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen in Deutschland, erklärt “Die Lage für die Menschen in der Ukraine hat sich durch die erbitterten Kämpfe dramatisch zugespitzt”.
Um den Menschen in dieser Situation zu helfen, haben die an der Aktion BROT-BRÜCKE UKRAINE beteiligten Bäckereibetriebe bis Himmelfahrt (26. Mai) knapp 50.000 Brote, 2016 Nussecken und, als Sonderaktion einer Berliner Bio-Bäckerei, 855 Oster-Panettone in die Ukraine gebracht. Die Gebäcke (Stand 26. Mai über 200.000€ Warenwert) werden bisher fast ausnahmslos von den Bäckereibetrieben gespendet.
Brot in die Kornkammer der Welt zu schicken, erschien zu Beginn des Krieges manchem absurd. Doch Millionen Binnenflüchtlinge müssen versorgt werden. Dies stellt eine große Herausforderung dar. Nach den Angaben der International Organisation für Migration (IOM) waren Anfang Mai mehr als 8 Mio. Menschen innerhalb der Ukraine auf der Flucht.
Hunger und Angst sind zusammen ein Gift, das Gesellschaften und Staaten destabilisieren und zersetzen kann. Auf diese Wirkung zielt der russische Angriffskrieg – über die Grenzen der Ukraine hinweg – ab. Laut dem EU-Außenbeauftragen Josep Borrell gehen militärische Aktionen gezielt gegen die Lebensmittelproduktion in der Ukraine vor. „Russische Truppen bombardieren ukrainische Felder, verhindern die Aussaat, plündern Lebensmittelvorräte, blockieren ukrainische Häfen und erhöhen so die Preise für Lebensmittel und Düngemittel“, sagte der EU-Außenbeauftragte am 20. Mai in Brüssel.
Bewusst herbeigeführter Hunger und Angst, durch gezielte Angriffe auf die Lebensmittelversorgung in der Ukraine sowie durch die Verhinderung des Exports von Getreide wie auch Dünger aus der Ukraine, sind eine strategische Waffe. Diese Situation versuchen Vertreter*innen der industriellen Agrarwirtschaft zu nutzen, um verstärkt ihre Interessen zu verfolgen. Als scheinbare „Retter in der Not“ werden von ihnen, etwa dem Syngenta-Chef Erik Fyrwald, Konzepte präsentiert, die schon vor Beginn des Kriegs rückwärtsgewandt waren, da sie die Ursachen von Höfesterben, Zerstörung regionaler Versorgungsstrukturen, Klimawandel und Hunger negieren. Beim Kampf um die Köpfe, um die Meinungsführerschaft, werden Begriffe und positive Bilder gekapert, die für eine umfassend nachhaltige Wirtschaftsweise stehen, die diese Ursachen einbezieht. So soll etwa durch den Gebrauch des Begriffs „Regenerative Landwirtschaft“ die neue Agro-Gentechnik, für die kaum Risiko- und Nachweisforschung betrieben wird und Die alte Abhängigkeitsverhältnisse zementiert, hoffähig gemacht werden.
Hingegen ermöglichen innovative agrarökologische Konzepte, die den Erhalt und die Entwicklung von nachhaltigen, regionalen und widerstandsfähigen Versorgungsstrukturen sowie von Biodiversität auf dem Acker fördern, Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität. Dazu gehört etwa der Anbau von robusten, nachbau- und entwicklungsfähigen Getreidesorten oder heterogene Weizenpopulationen, siehe www.weizenvielfalt.de . Dafür engagieren sich die beiden Organisationen, Die Freien Bäcker e.V. und die Atelier Ernährungswende gUG, die die BROT-BRÜCKE ins Leben gerufen haben und sie Woche für Woche am Laufen halten. Doch aktuell heißt es erstmal für sie: Jedes Brot, das die Ukraine erreicht, ist ein Brot gegen den Terror des Kriegs und für die Hoffnung.